|
Die Frage, die mich bei der Vorbereitung
der Ausstellung am meisten beschäftigte, war die Frage nach
dem Schwerpunkt dieser Ausstellung..
Zum einen wollte ich dokumentieren,
dass schon lange vor der Zeitenwende bei uns Menschen lebten,
die hier ihre reli-giösen Bräuche ausübten. (Ent-gegen der
offiziellen Lehrmeinung)
Nun bin ich kein Archäologe und ich
habe auch keine Knochen- oder Keramikfunde gemacht aber die
Entschlüsselung der "Steinzeugen", die ich mit dieser
Ausstellung vorstellen möchte, lassen für mich keinen Zweifel
mehr daran aufkommen.
|
Die Ausstellung soll dokumentieren,
was bisher verschlossen und verborgen lag. Sie soll uns die Augen
dafür öffnen, welche Zeugnisse vorchristlicher Religion in unserer
Umgebung noch zu finden sind. Es sind mehr, als ich jemals zu träumen
wagte. Ich kann in dieser Ausstellung nur einen kleinen Teil präsentieren.
Auch die Informationen, die hier vermittelt werden, stellen nur das
Gerüst dar. Mein Buchmanuskript geht natürlich viel ausführlicher
auf die geschichtlichen und vorgeschichtlichen Hintergründe ein.
Wichtig für das Verständnis der
"Sprache der Steine" ist die Kenntnis vorgeschichtlicher
Symbolik. Da diese Symbolik im Laufe von 2000 Jahren Christentum,
das ja die "heidnische Religion" bekämpfte, verlorenging,
kam uns auch der Blick für die "Sprache der Steine" abhanden."
Den Blick wieder zu öffnen und
damit in einen neuen Raum geschichtlicher Erfahrung zu treten, ist
das Hauptanliegen der Ausstellung.
Dieser "neue" Raum ist
uralt und war eigentlich schon immer da. Wir wanderten in ihm herum
und trotzdem war er für uns unsichtbar.
Zum anderen machte ich diese Entdeckung
als Photograph, der vom Zusammenspiel von Licht und Schatten von hell
und dunkel fasziniert ist. Deshalb wollte ich nicht nur eine Dokumentation
der "Steinzeugen" geben, sondern mein Bestreben war es auch,
die Poesie des Augeblicks festzuhalten.
Auch in der Natur treten mir ja
die Steinzeugen nicht isoliert gegenüber, sondern sie sind eingebettet
in die Natur. (Die Isolierung, das Herausnehmen aus der Natur und
die Gegenüberstellung der gleichen Formen, ist ja meine Methode, um
die Sprache der Steine zu entschlüsseln.)
Der zweite Schwerpunkt der Ausstellung
liegt also in der Poesie des Augenblicks, in der Schönheit der Natur.
Beides zu verknüpfen, ist das
Bestreben dieser Ausstellung: Dokumentation und Poesie.
Die Dokumentation erforderte sehr
viel Zeit und Arbeit.
Die Erkenntnis, dass hier Zeugen
einer untergegangenen Kultur zu finden sind, kam erst zaghaft, fast
gegen meinen Widerstand (diese Aufgabe sollten Archäologen übernehmen!),
dann aber immer stärker und mit immer stärkerer Wucht. Ich erkannte,
dass es offensichtlich meine Aufgabe war, Verborgenes aufzudecken
und Verschlüsseltes zu entschlüsseln. Soweit dies in meiner Macht
lag hab ich mich dieser Aufgabe gestellt. Es kann dies aber nur ein
Anfang sein. Manche Formen habe ich nur dokumentiert, ohne die Bedeutung
aufdecken zu können. Vielleicht werden andere diesen Spuren nachgehen.
Es gibt noch viel zu tun.
Zum Schluss möchte ich von der
Freude berichten, die mir diese Entdeckung bereitete. Ich traute manchmal
meinen Augen nicht und hatte das Gefühl, ich trete in einen geheimnisvollen
Raum ein, der sich vor mir öffnete. Und dies nicht nur einmal, sondern
immer wieder. Eingebettet zwischen Licht und Schatten tauchten plötzlich
Figuren vor mir auf Augen, Nasen, Köpfe, Schweine, Hasen, Schalensteine,
Durchschlüpfe usw.
Viele dieser Figuren sind sehr
schemenhaft und werden mehr unbewusst als bewusst wahrgenommen. Man
fühlt sich manchmal beobachtet, könnte aber nicht sagen von wem. Man
ahnt vielleicht, dass hier etwas sein könnte, kann aber nicht sagen
was. Man spürt, der Ort ist irgendwie lebendig, weiß aber nicht warum.
Da ich diese Orte immer wieder
aufsuchte, konnte ich immer mehr entdecken; zum einen, weil mein Blick
mit der Zeit wacher wurde, zum anderen, weil die Lichtverhältnisse
sich ständig ändern. Manchmal kann man die Steinfigur nur bei bestimmten
Lichtverhältnissen als solche erkennen. Hat man jedoch die Form einmal
erkannt, so kennt man sie auch unter schlechten Lichtbedingungen wieder.
Zur Entdeckung brauchte es vielleicht einen günstigen Augenblick.
So waren die Wanderungen in den Wald für mich eine Quelle ständiger
Freude und Kraft. Ich empfand die Tatsache, dass ich dies sehen und
erkennen durfte als Geschenk und war dankbar dafür.
Ich hoffe etwas, von der Faszination,
die mich gefangenhielt, wird sich auch auf die Besucher der Ausstellung
übertragen.
Schließen möchte ich mit einem
Satz von Ingeborg Bachmann:
"Wir traten ein in verwunschene
Räume
und leuchteten das Dunkel aus
mit den Fingerspitzen"
(Ingeborg Bachmann: Aus "Lieder
auf der Flucht")