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Tanz der Bäume

 

Tanz der Bäume

Dem Betrachter der Bilder wird schnell klar, dass es sich bei den meisten dieser Fotos nicht um eine bloße Abbildung der Wirklichkeit handelt. Bei einer Ausstellung, in der eine Auswahl der Bilder im Format bis zu 150 x 100 cm zu sehen war, dachten viele, es handle sich um Gemälde. Trotzdem sind die Bilder nicht Ergebnis von Computergrafik, sondern die Kamera wurde während der Aufnahme bewegt, so dass der Lichteinfall diese besondere Wirkung entfalten konnte. Was ist nun der Grund dafür, dass hier Fotographie nicht als Abbildung der Wirklichkeit benutzt wird, sondern offensichtlich einem anderen Zweck dient? Das Schlüsselwort um hinter diese Bilder zu blicken, ist wohl das Wort Wahrnehmung. Wir alle sind gewohnt, die Dinge so wahrzunehmen, dass man sie wieder erkennt, dass man an Dinge erinnert wird, die man früher schon so ähnlich gesehen hat. (Ein Tisch ist ein Tisch - ein Baum ist ein Baum) Nur was wir so selbstverständlich als unsere Wahrnehmung betrachten, ist keinesfalls so selbstverständlich. Dies wird schon am Beispiel eines Autounfalles deutlich. Wenn es mehrere Zeugen gibt, sagt jeder etwas anderes aus, und jeder ist sich sicher, seine Wahrnehmung sei die einzige richtige. Noch schwieriger wird es, wenn wir die Wahrnehmung unserer Mitgeschöpfe, der Tiere mit einbeziehen. So hat etwa eine Libelle einen Rundumblick von 360 Grad und manche Tiere nehmen die Wirklichkeit nur zweidimensional wahr. Ein Frosch würde seine Sicht der Dinge als einzig wahre betrachten, einem Adler wäre die Froschperspektive wiederum völlig fremd. Er würde sie wohl als verrückt empfinden, während der Frosch die Weltsicht des Adlers für gänzlich verfehlt erklären würde. Die Welt ist also nicht das, was wir von ihr sehen, es gibt nicht eine Wirklichkeit, es gibt viele Wirklichkeiten und alle erheben berechtigten Anspruch auf Wahrheit. Mit das Interessanteste im Leben scheint mir zu sein, die eingefahrene, gewohnte Wahrnehmung zu erweitern. Im Laufe eines Lebens verändern sich die Dinge, selbst wenn sie gleich bleiben, weil unsere Sicht auf die Dinge sich verändert hat. Nur wie weit und wie intensiv die Dinge sich verändern, liegt auch daran, wie offen wir dafür sind. Wer nur Altes wiedererkennen will, dessen Wahrnehmung wird sich nicht stark verändern und er nimmt sich dadurch die Möglichkeit, die Wirklichkeit vielschichtig und in einem immer neueren Licht zu sehen. Er friert sozusagen seine Wahrnehmung ein und reduziert seine Möglichkeiten auf eine einzige. Er will immer nur das Alte im Neuen entdecken. Diese Art der Wahrnehmung betrifft nicht nur sein Auge, sondern auch seine ganze Seele. So wird er etwa auch nicht zulassen können, dass ein Mensch sich verändert. Er möchte ihn so haben, wie er ihn früher kennengelernt hat. Was hat das Ganze mit meiner Fotographie zu tun? Seit meiner Jugend fotographiere ich und weiß deshalb, wie stark sich meine Sicht auf die Dinge verändert hat. Hatte ich anfangs einige Themen, die mich stark faszinierten (z. B. Wasser - alte Häuser - Makrofotographie) so sind nun die Themen im Alter fast unendlich geworden. Es gibt fast nichts, was bei näherer Betrachtung nicht wert wäre, sich darin zu vertiefen und durch Gestaltung ins Licht des Bewusstseins treten zu lassen. Das verbleibende Leben wird kürzer, die Möglichkeiten aber immer mehr und immer fantastischer. Ich weiß nun, dass ich das, was ich sehe, gar nicht mehr mitteilen kann, denn das scheint wohl mein großes Bedürfnis zu sein: Meine Wahrnehmung der Dinge mit-zu-teilen. ¬Zurück zu den Bildern: Seit langem stelle ich fest, dass ein Platz, ein Ort eine gewisse Ausstrahlung auf mich hat, die mehr bewirkt als mein Auge sehen kann. Sie dringt sozusagen durch mein Auge in mein Inneres und entfaltet dort seine Wirkung. Das Licht ist nicht mehr punktuell, sondern strahlt, die Erde nicht mehr fest, sondern sie vermischt sich mit den Lichtstrahlen und dem Laubwerk der Bäume über ihr. Das was vorher noch fest voneinander getrennt war, erscheint plötzlich grenzenlos.
Licht, Erde - und das was dazwischen ist - die Bäume - gehen fließend ineinander über. Kommt Wind dazu, geben die Bäume ihr festes Dasein auf und beginnen einen eigenen Tanz. Äste wogen, Blätter rascheln, Licht und Schatten wirbeln durch das Geäst, fließen zu Boden, steigen wieder auf. Das Licht wird von der Erde durchtränkt und die Erde vom Licht.
Die Bäume, von der dunklen Erde kommend, zum hellen Licht strebend, werden von beiden zum Leuchten gebracht. Das grüne Laubwerk entwickelt in diesem Licht seine eigene Strahlkraft und erhellt die Dunkelheit. Das leuchtende Weiß der Birken, das sich von der Erde zum Himmel zieht, verstärkt diesen Eindruck noch. Alles ist in ständiger Bewegung, alles tanzt, alles fließt. ", #format: " s14;fLucida Handwriting;ccolor( 255, 255, 255 );aleft;t[#plain] ¬Tanz der Bäume¬ ret s12 ret Dem Betrachter der Bilder wird schnell klar, dass es sich bei den meisten dieser Fotos nicht um eine bloße Abbildung der Wirklichkeit umb handelt. Bei einer Ausstellung, in der eine Auswahl der Bilder im Format bis zu 150 x 100 cm zu sehen war, dachten viele, es handle umb sich um Gemälde. Trotzdem sind die Bilder nicht Ergebnis von Computergrafik, sondern die Kamera wurde während der Aufnahme umb bewegt, so dass der Lichteinfall diese besondere Wirkung entfalten konnte. Was ist nun der Grund dafür, dass hier Fotographie nicht als umb Abbildung der Wirklichkeit benutzt wird, sondern offensichtlich einem anderen Zweck dient? Das Schlüsselwort um hinter diese Bilder umb zu blicken, ist wohl das Wort Wahrnehmung. Wir alle sind gewohnt, die Dinge so wahrzunehmen, dass man sie wieder erkennt, dass umb man an Dinge erinnert wird, die man früher schon so ähnlich gesehen hat. (Ein Tisch ist ein Tisch - ein Baum ist ein Baum) Nur was umb wir so selbstverständlich als unsere Wahrnehmung betrachten, ist keinesfalls so selbstverständlich. Dies wird schon am Beispiel eines Autounfalles deutlich. Wenn es mehrere Zeugen gibt, sagt jeder etwas anderes aus, und jeder ist sich sicher, seine Wahrnehmung sei die einzige richtige. Noch schwieriger wird es, wenn wir die Wahrnehmung unserer Mitgeschöpfe, der Tiere mit einbeziehen. So hat etwa eine Libelle einen Rundumblick von 360 Grad und manche Tiere nehmen die Wirklichkeit nur zweidimensional wahr. Ein Frosch würde seine Sicht der Dinge als einzig wahre betrachten, einem Adler wäre die Froschperspektive wiederum völlig fremd. Er würde sie wohl als verrückt empfinden, während der Frosch die Weltsicht des Adlers für gänzlich verfehlt erklären würde. Die Welt ist also nicht das, was wir von ihr sehen, es gibt nicht eine Wirklichkeit, es gibt viele Wirklichkeiten und alle erheben berechtigten Anspruch auf Wahrheit. Mit das Interessanteste im Leben scheint mir zu sein, die eingefahrene, gewohnte Wahrnehmung zu erweitern. Im Laufe eines Lebens verändern sich die Dinge, selbst wenn sie gleich bleiben, weil unsere Sicht auf die Dinge sich verändert hat. Nur wie weit und wie intensiv die Dinge sich verändern, liegt auch daran, wie offen wir dafür sind. Wer nur Altes wiedererkennen will, dessen Wahrnehmung wird sich nicht stark verändern und er nimmt sich dadurch die Möglichkeit, die Wirklichkeit vielschichtig und in einem immer neueren Licht zu sehen. Er friert sozusagen seine Wahrnehmung ein und reduziert seine Möglichkeiten auf eine einzige. Er will immer nur das Alte im Neuen entdecken. Diese Art der Wahrnehmung betrifft nicht nur sein Auge, sondern auch seine ganze Seele. So wird er etwa auch nicht zulassen können, dass ein Mensch sich verändert. Er möchte ihn so haben, wie er ihn früher kennengelernt hat. Was hat das Ganze mit meiner Fotographie zu tun? Seit meiner Jugend fotographiere ich und weiß deshalb, wie stark sich meine Sicht auf die Dinge verändert hat. Hatte ich anfangs einige Themen, die mich stark faszinierten (z. B. Wasser - alte Häuser - Makrofotographie) so sind nun die Themen im Alter fast unendlich geworden. Es gibt fast nichts, was bei näherer Betrachtung nicht wert wäre, sich darin zu vertiefen und durch Gestaltung ins Licht des Bewusstseins treten zu lassen. Das verbleibende Leben wird kürzer, die Möglichkeiten aber immer mehr und immer fantastischer. Ich weiß nun, dass ich das, was ich sehe, gar nicht mehr mitteilen kann, denn das scheint wohl mein großes Bedürfnis zu sein: Meine Wahrnehmung der Dinge mit-zu-teilen. ¬Zurück zu den Bildern: Seit langem stelle ich fest, dass ein Platz, ein Ort eine gewisse Ausstrahlung auf mich hat, die mehr bewirkt als mein Auge sehen kann. Sie dringt sozusagen durch mein Auge in mein Inneres und entfaltet dort seine Wirkung. Das Licht ist nicht mehr punktuell, sondern strahlt, die Erde nicht mehr fest, sondern sie vermischt sich mit den Lichtstrahlen und dem Laubwerk der Bäume über ihr. Das was vorher noch fest voneinander getrennt war, erscheint plötzlich grenzenlos. Licht, Erde - und das was dazwischen ist - die Bäume - gehen fließend ineinander über. Kommt Wind dazu, geben die Bäume ihr festes Dasein auf und beginnen einen eigenen Tanz. Äste wogen, Blätter rascheln, Licht und Schatten wirbeln durch das Geäst, fließen zu Boden, steigen wieder auf. Das Licht wird von der Erde durchtränkt und die Erde vom Licht. Die Bäume, von der dunklen Erde kommend, zum hellen Licht strebend, werden von beiden zum Leuchten gebracht. Das grüne Laubwerk entwickelt in diesem Licht seine eigene Strahlkraft und erhellt die Dunkelheit. Das leuchtende Weiß der Birken, das sich von der Erde zum Himmel zieht, verstärkt diesen Eindruck noch. Alles ist in ständiger Bewegung, alles tanzt, alles fließt. ",
Ich liebe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge, so Augustinus.

Falkenstein, den 26.09-2008

Heinz Glashauser",

 

 

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